Tetra und LTE gemeinsam nutzen?

Tetra (Terrestrial Trunked Radio) war von Beginn an in erster Linie für die besonderen Anforderungen der Be – hörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sowie der Betreiber kritischer Infrastrukturen (Energie- und Wasserversorgung, Verkehrsunternehmen u.a.) und industrieller Anwender konzipiert. Der ETSI-Standard Tetra hat viele grundlegende technologische Komponenten mit der zellularen Mobiltelefonie gemeinsam, verfügt aber zusätzlich über spezifische einsatzrelevante Leistungsmerkmale wie sehr kurze Rufaufbauzeiten, Push to Talk, Direktmodus, Prioritäts- und Gruppenruf sowie über Verfügbarkeits- und Sicherheitsmerkmale, die öffentlichen Mobiltelefonsystemen fehlen. Mit zusätzlichen Funktionen, die die wachsenden Bedürfnisse seiner Anwender erfüllen, entwickelt Tetra sich kontinuierlich weiter. So wie sich zellulare Sys – teme weiterentwickeln, um auch Datendienste mit höheren Geschwindigkeiten zu erschließen, hat sich Tetra mit der Einführung des TEDS-Standards (TEDS – Tetra Enhanced Data Ser – vice) weiterentwickelt, der die Daten – übertragungsrate signifikant erhöht.

LTE für Breitbanddienste

Inzwischen haben zellulare Systeme zwei Generationswechsel durchlaufen – von 2G zu 3G/HSDPA und jetzt zu 4G/LTE. Mit jedem Schritt sind die Datengeschwindigkeiten gestiegen; die Daten sind jetzt viel schneller als über Tetra mit TEDS. Insbesondere für die Sprachkommunikation jedoch ist der sichere und hochverfügbare TetraStandard nach wie vor unersetzlich, dennoch stellt sich für Tetra-Nutzer die Frage, ob sie für Breitbanddatendienste jetzt auf LTE migrieren sollten. Dieser Frage geht auch ein Positionspapier der internationalen Tetra and Critical Communications Association (TCCA) mit dem Titel „Tetra and LTE working together“ nach. Das TCCAPapier erörtert das Potenzial einer Migration auf einen Breitbanddatendienst, der dennoch die erforderlichen Funktionen für Sicherheitsaufgaben und sicherheitskritische Anwender bietet, indem er mit den TetraSprachfunktionen weiter arbeitet.

Tetra auch in Zukunft notwendig

Es ist – so die TCCA – offensichtlich, dass Tetra weiterhin alle Sprach- und Datenanforderungen zahlreicher bestehender und zukünftiger Anwender im Bereich sicherheitskritischer Kommunikation für viele weitere Jahre erfüllt. Ein Migrationspfad zu einem Breitbanddienst im Bereich öffentlicher Sicherheitsaufgaben und für einsatzkritische Anwender kann heute über die Kombination von Tetra/TEDS und kommerziellem LTE eingeschlagen werden. Damit werden sowohl unternehmenskritische Sprach- und Datendienste als auch nicht einsatzkritische Breitbanddienste im Alltag bereitgestellt.

Dediziertes Frequenzspektrum

Wenn Breitbanddienste erst einmal als wesentliche einsatzkritische Komponenten des täglichen Betriebs etabliert sind, wird für die Nutzer der Bedarf nach Verfügbarkeit – auch in schweren Notfällen – steigen. Sie werden einen garantierten Zugriff und eine hohe Dienstequalität verlangen. Dies erfordert ein dediziertes Frequenzspektrum, um zu gewährleisten, dass Anwender im Bereich der öffentlichen Sicherheit und anderer betriebs- und einsatzkritischer Kommunikationsaufgaben – z.B. auch im Fall hoher Netzauslastung – weiterhin Zugang haben. Da der LTE-Standard die TetraFunktionen, die entscheidend für die Nutzer kritischer Kommunikation sind, aktuell nicht umfasst, werden LTENetze noch viele Jahre weiterhin gemeinsam mit Tetra arbeiten müssen. Das vollständige englischsprachige TCCA-Papier steht auf der Website des PMeV unter www.pmev.de (unter „Downloads/Positionspapiere“) zur Verfügung.